Wenn Hausaufgaben den Familienfrieden gefährden - die Pandemie und ihre Folgen für Familien

Am Ende meines Beitrags finden sie eine Idee, einen möglichen Lösungsansatz, wie sie mit einer einfachen Technik, in Stresssituationen für Entspannung sorgen können.

Die Corona Pandemie und der damit verbundene Lockdown hat große Auswirkungen auf unsere Kinder. Ängste und depressive Symptomatik, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, sind stark angestiegen und steigen weiter.

Sie haben sich vielleicht auch schon gefragt, wie sie ihre Kinder in dieser schwierigen Zeit unterstützen können, wie sie helfen können. Dazu später mehr. Erstmal möchte ich ihnen kurz beschreiben, wo wir uns, meiner Beobachtung nach, gerade befinden. Sicher finden sie sich hier irgendwo wieder. Vielleicht haben auch sie schon Veränderungen an ihrem Kind festgestellt und sind sich unsicher, ob das noch okay ist, einfach ein Teil der normalen Entwicklung oder ob ihr Kind Hilfe benötigt, weil es den Anforderungen vielleicht nicht mehr gewachsen ist. 

Ich möchte sie ermutigen genau hin zu schauen. Denn auch ich sehe in meiner Praxis vermehrt Kinder und Jugendliche mit Ängsten, sie leiden unter Stress, vor allem in Verbindung mit Schule und den hiermit verbundenen Anforderungen.

Schon vor der Pandemie litten bereits mehr als 70% unserer Kinder regelmäßig unter Kopfschmerzen und sogar bei jedem 2. Kind, bzw. Jugendlichem, kann man Konzentrations- und Schlafstörungen beobachten. Diese, und weitere psychosomatische Erkrankungen, haben mit der Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown, weiter zugenommen.




Oft wird es nicht als Stress wahrgenommen, weder von den Kindern selbst, noch von Eltern oder anderen Bezugspersonen. Das führt dazu, dass Kinder schon sehr früh lernen über ihre eigenen Grenzen hinauszugehen, Warnzeichen des Körpers zu ignorieren und so schon früh in den „Stressteufelskreis“ einsteigen.

Wenn Kinder dann keine Strategie haben, wie sie einen Zustand der Regeneration/Entspannung herbeiführen, kann es verheerende Folgen für die Zukunft haben.

Um Kindern das nötige Werkzeug bereitzustellen, liegt es mir sehr am Herzen, dass Kinder verschiedene Möglichkeiten der Entspannung kennenlernen, um den individuell besten, den wirksamsten Weg für sich selbst zu finden. Nur dann kann stressbedingten Krankheiten und sozialen Folgen von dauerhafter Überforderung entgegengewirkt werden.

Mein Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche, gemeinsam mit ihnen als Mutter oder Vater, die Fähigkeit wiedererlangen,

  Signale ihres Körpers wahrzunehmen,

  eigene Grenzen zu erkennen und anzunehmen,

  einfache Strategien zu beherrschen mit Stress umzugehen und

  selbst für eine Regeneration zu sorgen.


Außerdem möchte ich, dass ihre Kinder in Stresssituationen gelassener reagieren können, und gute, verankerte Copingstrategien entwickeln, um den wachsenden Anforderungen in der Schule sowie im Alltag begegnen zu können, und so wieder Freude am lernen erleben können. 

Nun möchte ich ihnen eine Situation beschreiben, die sie als Mutter oder Vater eines Schulkindes mit Sicherheit so, oder so ähnlich, viele Male erlebt haben:

Ihr Kind sitzt an den Hausaufgaben, eine gefühlte Ewigkeit schon. Zusehend wird ihr Kind immer hibbeliger, ungeduldiger, kann kaum noch auf dem Stuhl sitzen und geradeaus denken. Der Kopf ist einfach voll und der Körper schafft es nicht mehr still zu sitzen. Wir Mütter und Väter versuchen mit Engelszungen auf das Kind einzuwirken, es zu ermutigen, zu motivieren nicht aufzugeben. Doch es hilft nichts, das Kind wird immer unruhiger, der Stresspegel steigt, von Kind und Mutter oder Vater, das Herz schlägt schneller, die Hände werden schwitzig, die Wahrnehmung verändert sich. Die Gefahr, dass es sich innerhalb kurzer Zeit hochschaukelt, ist groß. Beide, Kind und Mutter/Vater spüren große Hilflosigkeit. Mütter und Väter wollen, dass die Aufgaben gemacht werden, das ist wichtig, für die Schule. Kinder wollen raus aus der Situation, den Kopf frei bekommen, gleichzeitig wollen sie nicht enttäuschen, nicht die Eltern, nicht die Lehrer. Hier brauchen alle eine Auszeit. Möglichst vor der Explosion.

Der Teufelskreis muss unterbrochen werden. 

Hierzu eine einfache Übung, die jeder zuhause durchführen kann, Eltern, Kinder und Jugendliche gemeinsam oder allein. Sie ist einfach zu erlenen und gleichzeitig sehr wirksam.

Stellen sie sich hin, die Füße ungefähr Hüftbreit nebeneinander, die Arme hängen entspannt am Körper. Der Fahrstuhl startet im Keller, ganz unten. Dazu wird der Oberkörper nach vorn gebeugt, die Arme baumeln locker herunter. Alles lässt locker und hängt entspannt herunter. Atmen sie aus, lassen sie alles los.

Nun startet der Fahrstuhl und fährt langsam nach oben. Der Oberkörper richtet sich langsam, Wirbel für Wirbel, auf, der Kopf hebt sich, und nun steigen auch die Arme in die Höhe. Die Fingerspitzen greifen ganz weit in die Höhe, stellen sie sich auf die Zehenspitzen und machen sie sich so lang wie möglich, noch länger, hierbei atmen sie tief ein, ganz tief. Wenn sie ganz oben sind, mindestens im 14. Stock, lassen sie los, der Fahrstuhl saust herunter, sie atmen aus, lassen sich wieder hängen und entspannen sich, bevor der Fahrstuhl erneut bis ganz nach oben fährt. Dies wiederholen sie ein paar mal.

Wichtig ist, dass sie bewusst tief ein- und ausatmen. Wenn sie es schaffen, dabei noch Geräusche zu machen, wie ein Fahrstuhl, ein alter lauter Fahrstuhl, umso besser. Es darf, sollte sogar, gelacht werden. Lachen ist das beste Mittel gegen Stress. Es sorgt dafür, dass Glückshormone ausgeschüttet werden. Und Glückshormone sind offensichtlich das, was in dieser Situation wohl am meisten gebraucht wird.

Dies ist eine von vielen sehr effektiven Übungen zur kurzfristigen Entspannung und Achtsamkeit. Der Herzschlag beruhigt sich, Glückshormone zeigen ihre Wirkung. Der Stresspegel ist gesunken. Nun ist unser System wieder bereit konzentriert zu arbeiten.

Diese Übung können sie als Mutter, als Vater, jederzeit, zwischendurch, gemeinsam mit ihren Kindern durchführen. Der Teufelskreis ist erstmal durchbrochen. Kinder und Eltern lernen sich zu entspannen und achtsam mit sich selbst umzugehen. 

Sie haben nun eine wirksame Übung zur Unterbrechung des Stress-Teufelskreises gelernt. Natürlich gibt es noch viel mehr Methoden und Übungen die in diesen und ähnlichen Situationen hilfreich und wirksam sind. Gleichzeiten bekämpfen sie nicht die Ursache der Stresssymptomatik oder der Ängste ihrer Kinder. Wenn sie bei ihren Kindern Anzeichen von Stress und/oder Ängsten beobachten, zögern sie nicht, sich Hilfe zu holen. 

Für ein unverbindliches Beratungsgespräch, was es für sie, individuell, für Möglichkeiten gibt, wieder zu einem entspannten Alltag zurück zu finden, stehe ich ihnen in meiner Praxis gern zur Verfügung.

Seien sie mutig, hören sie auf ihr Gefühl

 

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