Pubertät und Medienkonsum - Freizeitgestaltung oder Grund zur Sorge?
Diese Frage haben sich sicher nahezu alle Eltern von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mindestens schon einmal gefragt. In meiner Praxis treffe ich regelmäßig auf Eltern, die genau dieses Thema schlaflose Nächte bereitet. Genauso häufig allerdings berichten mir Jugendliche, wie genervt sie von dem ständigen "genöle" der Eltern sind, dass sie angeblich nur noch am Bildschirm hängen und mit ihrer Freizeit doch lieber etwas vernünftiges machen sollten.
Die Frage ist nur: was ist denn überhaupt in der heutigen Zeit "vernünftige" Freizeitgestaltung?
Ich möchte Ihnen hier einen möglichen Ansatz anbieten, vielleicht kann ich etwas Licht in das dunkle Wirrwarr von Fragen bringen. Ich tue mein Bestes!
Als Eltern von Teenagern, die sich auf den Übergang ins
Erwachsenenalter vorbereiten, stellen Sie sich sicherlich viele Fragen darüber,
wie Sie Ihre Kinder am besten unterstützen können. Ein wichtiger Aspekt, der in
dieser Phase berücksichtigt werden sollte, ist der Einfluss von sozialen Medien
auf die Entwicklung Ihres Kindes.
Soziale Medien haben in den letzten Jahren eine immer größere
Rolle in unserem täglichen Leben eingenommen. Fast jeder von uns hat Zugang zu
Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok und vielem mehr. Diese Plattformen
ermöglichen es uns, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, uns über
Neuigkeiten und Ereignisse auf dem Laufenden zu halten und uns sogar mit
Menschen auf der ganzen Welt zu verbinden.
Doch während soziale Medien viele Vorteile haben, gibt es auch Nachteile, die besonders für Teenager und junge Erwachsene relevant sind. Ein großer Teil des Problems liegt darin, dass viele Jugendliche zu viel Zeit damit verbringen, soziale Medien zu nutzen, anstatt sich auf andere wichtige Aspekte ihres Lebens zu konzentrieren. Sie können sich dadurch von der Realität distanzieren und ihre sozialen Fähigkeiten beeinträchtigen. Doch wieviel ist denn zu viel? Hierzu gibt es keinen Richtwert in Form von Minuten oder Stundenangaben.
Entscheidend ist, ob der Rest in der Lebenswirklichkeit der Jugendlich rund läuft, natürlich im Rahmen der Möglichkeiten des einzelnen.
Für Eltern ist es oft befremdlich und auch manchmal beängstigend, wenn sich das Kind nur noch ins dunkle Zimmer verkriecht, Kopfhörer aufzieht und Freunden Befehle über den PC zu brüllt. Läuft es in der Schule dabei allerdings so weit gut, hat der Jugendliche gute soziale Kontakte, leidet nicht unter Schlafstörungen, depressiven Symptomen o.ä. ist es ein Hobby, nichts anderes als Modelleisenbahn, Darts, Angeln usw.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Jugendliche auf sozialen
Medien unter Druck stehen, immer "perfekt" auszusehen und ihr Leben
perfekt darzustellen. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche unzufrieden mit
ihrem eigenen Leben sind und sich sogar unterlegen fühlen. Sie können das Gefühl
haben, dass ihr eigenes Leben nicht gut genug ist, wenn es nicht so aussieht
wie die perfekten Bilder und Videos auf Social Media. Hier haben wir eine sehr große Dunkelziffer an Betroffenen, denn das chatten mit Freunden und das Posten von schönen Bildern ist sozial viel mehr akzeptiert als Kriegsspiele o.ä., dadurch wird es viel zu lange übersehen. Besonders junge Mädchen stellen hier eine sehr große Risikogruppe dar. Auch das allgegenwärtige laufen des Bildschirms, während man andere Dinge tut (Kochen, Essen, Hausaufgaben etc), stellt ein großes Risiko dar, denn von einem genussvollem, achtsamen Konsum kann hier nicht mehr die Rede sein.
Auf sozialen Medien können Jugendliche leicht Opfer von Beleidigungen, Drohungen und sogar Bedrohungen werden. Das kann zu Angstzuständen, Depressionen und sogar Selbstmordgedanken führen.
Als Eltern können Sie Ihre Kinder dabei unterstützen, die negativen Auswirkungen von sozialen Medien zu vermeiden, indem Sie einige einfache Schritte unternehmen. Ein wichtiger Schritt ist, sich mit den sozialen Medien auseinandersetzen, die Ihr Kind nutzt und sich über deren Inhalte und Funktionen im Klaren zu sein. So können Sie besser verstehen, welche Auswirkungen diese auf Ihr Kind haben können. Lassen sie sich die verschiedenen Plattformen, Apps, Spiele von ihren Kindern zeigen und erklären.
Zeigen sie Interesse, ohne erhobenem Zeigefinger! Ihre Eltern hatten früher sicher auch nicht für jedes ihrer Hobbys oder Interessen Verständnis...
Ein weiterer wichtiger Schritt ist, gemeinsam mit Ihrem Kind
Regeln aufzustellen, wie oft und wie lange es soziale Medien nutzen darf. Achten sie darauf, dass ihr Kind versteht warum diese Regeln so wichtig sind, welche Gefahr sie sehen, wenn es diese Regeln nicht gibt. Es
ist wichtig, dass Ihr Kind versteht, dass es auch andere wichtige
Verpflichtungen und Aktivitäten im Leben hat, wie zum Beispiel Schule, Hobbys
und Familie.
Der wichtigste Punkt ist, dass Sie als Eltern ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste Ihres Kindes haben und ihm helfen, Lösungen zu finden, wenn es Probleme mit sozialen Medien hat. Hierzu muss ihr Kind das Vertrauen haben, dass sie nicht mit der "Ich habs dir ja gleich gesagt"-Haltung reagieren. Sondern wirklich ein offenes Ohr haben und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dazu kann es auch notwendig sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sie allein nicht weiter kommen.
Seien sie sich bewusst, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen Videospiele und soziale Medien im Rahmen einer normalen Pubertätsentwicklung nutzt. Es dient der Freizeitgestaltung, dem Kontakt zu Gleichaltrigen und natürlich auch der Abgrenzung gegenüber den Eltern. Es ist also Teil des ganz normalen Erwachsenwerdens.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass soziale Medien eine wichtige Rolle in unserem täglichen Leben spielen, und je weniger Struktur durch Eltern, Schule etc. besteht, desto leichter kann sich eine Abhängigkeit von Videospielen und social Media ausbreiten.
Sie haben Fragen oder sind sich unsicher ob es sich noch um Freizeitgestaltung handelt oder wie sie Struktur in den Umgang mit Medien bringen? Schreiben sie mir gern eine Nachricht oder rufen mich an, ich bin für sie da!
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